Mit der Rentenreform nach der Jahrtausendwende und Einführung der Riester Rente sollte die private Altersvorsorge in Deutschland zukunftsfest werden. 2016 wurden kritische Stimmen lauter, denen zufolge die Riester Rente gescheitert sei. Und in der Politik macht sich der eine oder andere Abgeordnete bereits für das nächste Rentenexperiment stark. Abseits der kritischen Stimmen verteidigen einige Experten – auch aus der Wirtschaft – die Idee hinter der Riester Rente, sehen aber handwerkliche Schwächen in der Ausführung der geförderten Altersvorsorge.
Riester Rente am Ende – Der Faktencheck:
- Rendite bei Rentenversicherungen niedrig
- Abschlusskosten auf erste Beitragsjahre verteilt
- Riestersparer verzichten auf Zulagen
- Teil der Verträge wird beitragsfrei gestellt
- pauschale Kritik sorgt für Verunsicherung
Inhaltsverzeichnis
1. Altersvorsorge: Die Kritik an der Riester Rente
Hinter der Einführung der Riester Rente steckt die Idee, die finanzielle Absicherung im Ruhestand zu stärken. Initiiert durch den damaligen Bundesarbeitsminister der SPD, sorgt die Riester Förderung auch in den unteren und mittleren Einkommensschichten für einen Anreiz zum Sparen. Woran entzündet sich Kritik an dieser Idee? Und warum kommen die Politik sowie diverse Experten aus der Wirtschaft zu dem Ergebnis, die Riester Rente als gescheitert zu erklären?
- Besserverdiener in der Gesellschaft dominieren bei den Riestersparern: Gestützt wird diese These darauf, dass die Förderung in erster Linie den Haushalten mit höheren Einkommen in Deutschland zugute kommt. Als Beweis werden Statistiken zur Verteilung der Zulagen herangezogen. In den unteren Einkommensschichten wird die Riester Zulage tatsächlich nur sehr eingeschränkt in Anspruch genommen. Gerade in den alten Bundesländern konzentriert sich die Riester Rente in der Gruppe der Besserverdienenden.
- Kein Effekt bei niedrigen Einkommen: Eigentlich sollten auch Haushalte mit niedrigen Einkommen riestern können. Der Mindesteigenbetrag ist hier weniger das Problem. Ein Hartz IV Bezieher kann bereits mit fünf Euro jeden Monat etwas für die Rente tun. Das ist nicht viel Geld. Unattraktiv wird die Riester Rente durch die Tatsache, dass Rentenzahlungen auf die Grundsicherung angerechnet werden. Wer heute um deren Bezug weiß, hat wenig Antrieb zum Sparen.
- Ein Konjunkturprogramm für Versicherer: Dieser Punkt wird immer wieder kritisiert. In erster Linie profitieren die Anbieter – gerade der Rentenversicherungen – von der Riester Rente. Hohe Abschlusskosten lassen die Rendite zusammenschmelzen. Und machen unter Berücksichtigung der Inflation aus der geförderten Rente ein Minusgeschäft.
- Intransparenz bei Riesterverträgen: Produkte, die selbst Experten nicht immer verstehen. Wie sollen sich Verbraucher in den Regelwerken und Geschäftsbedingungen zurecht finden. Die Intransparenz – und hieraus abgeleiteten Folgen in Form von Fehlentscheidungen – sind ein weiterer Grund für das beschworene Scheitern der Riester Rente.
2. Riester Rente gescheitert: Was spricht dagegen
Riester Rente abschaffen – diese Forderung liegt Kritikern schnell auf der Zunge. Einer genauen Betrachtung hält das Ganze allerdings nicht Stand. Im Gegenteil: Ob Riester gescheitert ist, wird heute oft zu allgemein und undifferenziert betrachtet.
Fakt ist: Die gerade zu Beginn dominierende Rentenversicherung ist – dank der Abschlusskosten und dem Zillmer-Verfahren – ein teures Rentenprodukt. Zudem sind die Renditen für solche Verträge (Garantiezins und Überschussbeteiligungen) von der Entwicklung der Kapitalmarktzinsen abhängig. Die Kritik trifft hier zu. Aber: Inzwischen ist auch klar, dass der Riester Fondssparplan auf lange Sicht höhere Erträge einfährt – und der Banksparplan ein sehr günstiges Riesterprodukt sein kann. Dass sich Anbieter über Gebühren bei den Guthaben ihrer Kunden bedienen, ist am Ende vor allen Dingen ein handwerklicher Fehler und kein grundsätzlich falscher Denkansatz.
Die Riester Rente scheint nicht das Problem zu sein
Dieser Aspekt gilt auch für andere Punkte, aufgrund derer Riester gescheitert sein soll. Die Tatsache, dass sich gefördertes Sparen für Geringverdiener nicht rechnet, ist primär kein Fehler der Riester Rente. Vielmehr besteht der Fehler darin, dass der Gesetzgeber sich bislang hat nicht dazu durchringen können, die Ambitionen der Sparer von der Anrechnung freizustellen. Ein Aspekt, der sich wahrscheinlich noch am ehesten würde beheben lassen.
3. Riester Rente: Durch Zulagen und Steuervorteil interessant
Kritiker bedienen gern die Milliardensummen, welche über die letzten Jahre in die Riester Förderungen geflossen sind. Das Argument: Für den Steuerzahler ist das Konstrukt ein Fass ohne Boden. Pauschal Riester abschaffen zu wollen stößt in der Praxis nicht nur auf Problem. Diese Forderung wird der Praxis zudem nicht gerecht.
Auf der einen Seite haben bundesdeutsche Haushalte inzwischen mehr als 16 Millionen Verträge (Stand: 2024) abgeschlossen. Auf der anderen Seite muss hier zu einer differenzierten Betrachtung aufgerufen werden.
Die Förderung der Riester Rente ruht im Wesentlichen auf:
- Grundzulage
- Kinderzulage
Letztere richtet sich in der Höhe nach dem Geburtsjahr des Kindes. Für ab dem 01. Januar 2008 geborene Kinder erhalten deren Eltern 300 Euro Riester Zulagen pro Jahr. Ein fünf Personenhaushalt kommt – gerade mit jüngeren Kindern und zwei Riesterverträgen – so allein bei der Altersvorsorgezulage auf 1.208 Euro.
Zusätzlich nutzen Riesternde den Steuervorteil. Bis zum Riester Höchstbetrag (2024: 2.100 Euro p.a.) können Sparer die Gutschrift auf das Vertragskonto als Sonderausgabe geltend machen.
4. Trotz Kritik: Riestersparen kann sich lohnen
Jenen, die die Riester Rente für tot erklären, bietet die geförderte private Altersvorsorge leider Angriffsfläche. Aber: In Teilen ist die Kritik ungerechtfertigt. Beispiel Grundsicherung: Hier werden auch Einkünfte aus anderen Sparformen angerechnet. Und Abschlusskosten sowie intransparente Formulierungen tauchen bei vielen Finanzprodukten auf.
Riester Rente erreicht den Großteil der Bevölkerung
Letztlich ist die Riester Rente – in den Händen vorausschauender Haushalte – eine Möglichkeit, zusätzlich für den Ruhestand zu sparen. Um andere Zielgruppen, wie die Geringverdiener, stärker zu erreichen, muss der Gesetzgeber nachbessern und mehr dafür tun, dass diese Personengruppen die Bedeutung der Zulagen klar und deutlich erkennen.
Die Riester Rente Alternative einer für alle verbindlichen Zusatzrente – wie von Politikern gern gefordert – lässt sich im Parlament nur unter großer Mühe durchsetzen. Und es ist fraglich, ob solche Ideen am Ende nicht wieder unter handwerklichen Fehlern leiden.
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Die Riester Rente wird gern kritisiert – und gern schon mal „zu Grabe“ getragen. Aber: Alternativen sind nicht wirklich in Sicht. Und es gibt durchaus Gründe, die dafür sprechen, dass die Riester Rente immer noch quicklebendig ist. Für diverse Personengruppen ist die geförderte Altersvorsorge – trotz aller Kritik – interessant. Neugierig welches Potenzial das Riestern hat? Einfach alle Informationen ins Formular eintragen – und einen personalisierten Riester Rente Vergleich anfordern.